Zahnärztliche Professionsforschung
Autoren
Heinrich-Weltzien, Roswitha
Wagner, Andreas
Micheelis, Wolfgang
Schlagwörter
Behinderung
Mundgesundheit
Kinder
Zahnarzt
Ausbildung
Barrieren
Publikation — Zeitschriftenbeiträge
Titel
Fachwissen und subjektive Belastung der zahnärztlichen Behandlung von Kindern mit Behinderungen
Untertitel
Eine Befragung der Thüringer Zahnärzteschaft
Titel kurz
Oralprophylaxe Kinderzahnheilkd
Titel Ausgeschrieben
Oralprophylaxe & Kinderzahnheilkunde
ISSN
1614-2217 (Print); 2190-8036 (Online)
Jahr
2013
Ausgabe
35
Issue
2
Seitenzahl
81-88
Erscheinungsdatum
01.06.2013
Fachwissen und subjektive Belastung der zahnärztlichen Behandlung von Kindern mit Behinderungen
Eine Befragung der Thüringer Zahnärzteschaft
Einführung: Kinder mit Behinderungen sind eine zahnärztlich unterversorgte Patientengruppe. Die Selbsteinschätzung von universitärer Ausbildung, Fachwissen, Belastungen und Barrieren der Behandlung von Kindern mit Behinderungen durch Thüringer Zahnärztinnen und -ärzten wurde fragebogenbasiert erstmalig untersucht.
Methode: 2010 wurde ein 20 Fragen umfassender Fragebogen zweimal postalisch an alle praktizierende Thüringer Zahnärzte (n = 1921) versandt. Zur Charakterisierung der Studienpopulation wurden Alter, Geschlecht, Berufsjahre, Praxistyp, Arbeitsschwerpunkt, Ausstattung der Praxis und die Häufigkeit der Behandlung dieser Klientel erfragt. Es wurde eine repräsentative Stichprobe von 507 Fragebögen (Responserate 26,4 %) ausgewertet. Auf der Grundlage des Zahnärzteregisters der BZÄK erfolgte eine Gewichtung der Daten nach der gemeinsamen Verteilung von Geschlecht und Altersgruppen in der Grundgesamtheit. Zur Prüfung statistischer Zusammenhänge wurde der Mantel-Haenszel-Chi-Qudrat-Test, der Mann-Whitney U-Test und der Korrelationskoeffizient nach Spearman (rho) bei einem Signifikanzniveau von p ≤ 0,05 verwandt.
Ergebnisse: 89,1 % der befragten Thüringer Zahnärztinnen und -ärzte sind in eigener Praxis niedergelassen und praktizieren allgemeinzahnärztlich ohne einen besonderen Arbeitsschwerpunkt (66,6 %). Etwa die Hälfte aller Praxen ist rollstuhlgerecht eingerichtet (48,7 %). Unabhängig von ihrer universitären Ausbildung und ihrem Fachwissen sind 91,5 % der Befragten willens, Kinder mit Behinderungen zu behandeln; nur 3,7 % lehnen dies ab. Etwa einmal in der Woche behandeln 16,5 % der Zahnärzte Kinder mit Behinderungen, etwa einmal im Monat 45,6 % und etwa einmal im Jahre 28,9 %. Lediglich 5,8 % der Befragten gaben an, nie Kinder mit Behinderungen zu behandeln. Zwischen selbsteingeschätztem Fachwissen und universitärer Ausbildung bestand ein positiver Zusammenhang (rho = 0,31; p = 0,000). Die zahnärztliche Behandlung wurde häufiger als belastend empfunden, wenn das Fachwissen lückenhaft oder unzureichend eingestuft wurde. Beide Parameter korrelierten negativ signifikant (rho = –0,29; p = 0,000). Kein statistischer Zusammenhang bestand zwischen der subjektiven Belastungseinschätzung und dem Alter, Geschlecht und Dauer der Berufstätigkeit der Befragten. Die zeitaufwändige und subjektive Belastung der Behandlung sowie die ungenügende Honorierung wurden als häufigste Barrieren der zahnärztlichen Behandlung von Kindern mit Behinderungen genannt.
Schlussfolgerung: Um der gesundheitlichen Benachteiligung von Kindern mit Behinderungen effizient entgegen zu wirken, sollten Konzepte zur Verbesserung der zahnmedizinischen universitären Ausbildung und postgradualen Fortbildung in Verbindung mit gesundheitspolitischen Versorgungsaspekten erarbeitet werden.